„Und dann hat er plötzlich zugebissen!“

Diesen Satz höre ich als Hundetrainerin häufig. Doch stimmt das wirklich? Beisst ein Hund aus heiterem Himmel?

Tatsächlich ist es oft so, dass der Hund zuvor viele kleine Signale in seiner Körpersprache gezeigt hat. Hunde kommunizieren sehr leise und subtil. Deshalb ist es für uns Menschen oft schwer, ihr Verhalten richtig zu deuten. Erst wenn der Hund Zähne zeigt oder knurrt, wird uns die Brisanz der Situation bewusst. Doch zu diesem Zeitpunkt sendet der Hund bereits deutliche Warnsignale.

Um die feinen Zeichen der Hundekörpersprache besser zu verstehen, gibt es ein wertvolles Tool: die Eskalationsleiter.

Kurz gefasst

  • Hunde kommunizieren subtil: Viele kleine Signale weisen auf Unwohlsein hin, bevor es zu aggressivem Verhalten kommt.
  • Eskalationsleiter als Tool: Sie zeigt die Entwicklung von Entspannung bis zur Aggression und hilft, frühe Warnsignale zu erkennen.

Eskalationsstufen:

Grüner Bereich (entspannt):

    • Lockere Haltung, entspannte Rute, offenes Maul
    • Der Hund nimmt neugierig/neutral seine Umgebung wahr

Gelber Bereich (erste Anzeichen von Stress):

    • Beschwichtigungssignale: Abwenden, Gähnen, Kopf wegdrehen
    • Der Hund signalisiert, dass er sich unwohl fühlt

 Oranger Bereich (Warnsignale):

    • Fixieren, steifere Körperhaltung, Anspannung
    • Besonders in Hundebegegnungen wichtig zu erkennen

 Roter Bereich (Drohen & Angriff):

    • Knurren, Zähne zeigen, versteifter Körper
    • Drohgebärden zeigen, dass der Hund dringend Abstand braucht
    • Wenn ignoriert, kann es zum Biss kommen
Eskalationsleiter Hundesprache

Hundeverhalten verstehen: Die Eskalationsleiter

Die Eskalationsleiter hilft uns, die körpersprachlichen Signale eines Hundes richtig einzuordnen. Sie beginnt im “grünen Bereich”, in dem der Hund entspannt ist, und steigert sich bis in den “roten Bereich”, in dem der Hund droht oder sogar beißt.

Wenn wir lernen, die ersten Anzeichen eines Unwohlseins zu erkennen, können wir vermeiden, dass der Hund sich bedroht fühlt und eskaliert. So tragen wir zu einer besseren Kommunikation zwischen Mensch und Hund bei und vermeiden brenzlige Situationen.

Im grünen Bereich: Entspannte Körpersprache

Im grünen Bereich zeigt sich ein Hund körpersprachlich entspannt: lockere Haltung, entspannte Rute, offenes Maul. Er reagiert kaum auf Reize oder nimmt seine Umgebung neugierig wahr.

Doch bereits die nächste Stufe der Leiter zeigt beginnende Unsicherheit: Der Hund beschwichtigt durch Abwenden, Wegdrehen oder Gähnen. Diese Zeichen bedeuten, dass er sich in der aktuellen Situation nicht wohlfühlt und sie gerne verlassen möchte.

Hier sollten wir aktiv werden: Durch Lob oder eine gezielte Ablenkung können wir den Hund beruhigen und helfen, Stress zu vermeiden.

Hund sendet Warnsignale: Der gelbe Bereich

Ignorieren wir die ersten Beschwichtigungssignale, bewegt sich der Hund in den gelben bzw. orangenen Bereich. Besonders gut lässt sich dies in Hundebegegnungen erkennen: Ist der Hund an der Leine und kann nicht ausweichen, steigt sein Stresslevel.

Oft ist dann zu beobachten, dass der Hund den anderen fixiert, die Körperhaltung steifer wird oder er sich angespannt verhält. Solche Warnsignale sind ernst zu nehmen! Ein Hund, der fixiert, zeigt an, dass er keine weitere Annäherung wünscht.

Hund droht: Die Eskalation im roten Bereich

Wird diese letzte Grenze überschritten, betritt der Hund den roten Bereich. Jetzt wird seine Körpersprache aggressiv: Er knurrt, zeigt die Zähne, versteift seinen Körper oder geht nach vorne. Dies sind deutliche Drohgebärden, die signalisieren, dass der Hund dringend Abstand braucht.

Wird die Situation weiter ignoriert, kann es passieren, dass der Hund beißt. In vielen Fällen beisst ein Hund aus Angst oder Überforderung, weil ihm keine andere Wahl bleibt.

 

Was bedeutet das für ein faires Training?

Im Verhaltenstraining sollten wir darauf achten, dass der Hund sich in einem lernfähigen Bereich befindet. Das bedeutet, dass wir im grünen oder maximal hellgelben Bereich der Eskalationsleiter arbeiten. In diesen Stufen ist der Hund noch ansprechbar und wir können ihm beibringen, welche Verhaltensweisen erwünscht sind. Durch proaktives Training können wir alternative Bewältigungsstrategien für stressige Situationen entwickeln.

Fazit: Körpersprache richtig deuten und Eskalationen vermeiden

Wer sich mit der Körpersprache seines Hundes beschäftigt, kann sein Verhalten früher verstehen und rechtzeitig deeskalierend eingreifen. Das richtige Lesen der Eskalationsleiter hilft uns, Hundebegegnungen sicherer zu gestalten und die Kommunikation zwischen Mensch und Hund zu verbessern.

Indem wir lernen, wie unser Hund beschwichtigt oder wann er droht, können wir stressige Situationen frühzeitig erkennen. So schaffen wir eine vertrauensvolle Beziehung und verhindern, dass unser Hund aus Angst oder Stress zubeißt.

Möchtest du die Körpersprache deines Hundes besser verstehen und frühzeitig auf seine Signale reagieren? Bist du bereit, brenzlige Situationen zu vermeiden und eure Kommunikation zu verbessern?

Ob entspannte Hundebegegnungen, stressfreie Spaziergänge oder ein sicherer Umgang mit Warnsignalen – gemeinsam entwickeln wir einen Trainingsansatz, der euch mehr Vertrauen und Harmonie schenkt.

Lass uns in einem persönlichen Gespräch herausfinden, wie du deinen Hund bestmöglich unterstützen kannst. 

Kontaktiere mich noch heute für ein individuelles Training – ich freue mich auf dich und deinen Hund!

Wer schreibt hier?

Dr. Tanja Domke

Tanja ist Hundetrainerin, Biologin und Hundephysiotherapeutin. Mit ihrer Hundeschule Natura Canum unterstützt sie Hundehaltende bei Verhaltensproblemen und ist auf Aggression, Angst und Hibbelhunde spezialisiert.

Training und Beratung bietet Tanja im Raum Bad Bergzabern, Annweiler am Trifels und Landau in der Pfalz an. Auch Onlinetraining ist möglich.