E007 - Qualzucht bei Hunden - Mit "Frau Pfote" Stephanie Knoop
Transkript
Tanja:
[0:00] Herzlich Willkommen zu Hunde Weiterdenken, deinem Hundepodcast mit Tiefgang. Ich bin Tanja, Hundetrainerin und Verhaltensberaterin und ich freue mich, dass du mit dabei bist. In meinem Podcast erfährst du alles über hundegerechtes Leben, faire Trainingsmethoden und natürlich auch ein reflektiertes Leben mit Hund. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Hunde weiterdenken. Ich habe heute ein super spannendes und total wichtiges Thema dabei, nämlich das Thema Qualzucht. Und ganz toll finde ich, dass ich dazu eine wundervolle Gästin habe. Und das ist nämlich die liebe Stephanie Knoop, auch bekannt als Frau Pfote. Und Stephi hat einen ganz persönlichen Bezug zu dem Thema. Und deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir heute gemeinsam sprechen können. Hallo, liebe Stephi. Hallo. Ja, der Hund ist auch da. Das ist fantastisch.
Stephanie:
[1:03] Genau. Und ich habe leider ein bisschen im Hintergrund beklopft, weil wahrscheinlich jetzt just jemand einen Nagel in die Wand schlägt. Ich weiß nicht, ob ich es gerade habe, aber ich hoffe, es ist gleich wieder rum.
Tanja:
[1:14] Ich bin mir sicher, das kriegen wir trotzdem gut hin, trotz aller anwesenden Hunde und aller anwesenden Handwerker. Ja, liebe Stephi, wir kennen uns, weil wir beide Trainerinnen sind und da in ähnlichen Sphären unterwegs sind. Und du bist gar nicht so arg weit von mir entfernt, nämlich in Frankfurt als Trainerin unterwegs. Und vielleicht magst du ein paar Worte noch sagen zu dir und zu deiner Hundeschule Frau Pfote.
Stephanie:
[1:43] Ja, super, super gerne. Also ich bin Stephi, wie du schon gesagt hast, bekannt auch unter dem Namen Frau Pfote und ich habe hier in Frankfurt am Main meine mobile Hundeschule. Das heißt, ich trainiere vor Ort bei den Kunden, bei den Menschen ganz alltagsnah oder auch an bestimmten Lokalitäten. Und mein Fokus hat sich so ein bisschen durch die Praxis ergeben. Also ich mache sehr, sehr viele Hundebegegnungen, aber auch so ein bisschen Angstthemen, beziehungsweise eher unsichere Hunde und auch, wie ich sie ganz gerne nenne, manchmal die Reaktivisten, das heißt die Hunde, die auch ganz vorne mal aus verschiedenen Gründen nach vorne gehen. Genau, ja. Und ich lebe hier mit meinem Hund Henri, der ist gestern fünf geworden. Und um den geht es ja heute auch ein bisschen, beziehungsweise um die Rasse. Der er angehört. Das ist nämlich eine französische Bulldogge.
Tanja:
[2:37] Ja, genau. Der Henri ist eine französische Bulldogge und das ist ja jetzt so ein bisschen kurios, dass du als Trainerin eine Rasse hast, die zu den Qualzuchtrassen gehört. War dir das bewusst, als du dich für den Henri entschieden hast? Wusstest du da Bescheid?
Stephanie:
[2:53] Ja, also ich glaube, was man sagen muss ist, also zum einen ist es tatsächlich oft kurios und es bietet auch ganz gerne mal eine gewisse Angriffsfläche, gerade als nette Hundetrainerin, dann quasi eine Qualsucht zu haben, wie man auch zeigt. Das führt oft zu Nachfragen und ja, manchmal auch tatsächlich gerade auf Social Media so ein paar Anfeindungen.
Stephanie:
[3:14] Und ich bin jetzt Trainerin seit gut drei Jahren und war vorher, also als mein Hund bei mir eingezogen ist, noch keine Trainerin. Das heißt, ich habe in meinem Hauptjob gearbeitet, da mache ich was mit Bank und es war Corona und ich hatte eigentlich immer den Wunsch, mir einen Hund ins Leben zu holen. Und für mich war halt so diese Thematik, ich möchte einen Hund, der nicht ganz klein ist, aber auch nicht ganz groß. Und ja, ich hatte in meinem Bekanntenkreis schon eine französische Bulldogge bei Freunden. Und ja, das war so ein bisschen die Rasse, wo ich halt gesagt habe, die finde ich ganz süß. Und ja, auch so vom Wesen, zumindest das, was ich damals wusste, habe ich gedacht, das ist ein relativ unkomplizierter Hund, was nicht so ist. Aber über die Qualzuchtthematik habe ich mir ehrlicherweise nicht so viele Gedanken gemacht. Also ich wusste, dass man so ein bisschen beim Bewegungsapparat aufpassen muss und dass natürlich Atemprobleme eine Rolle spielen können, aber die Tragweite eigentlich der Schwierigkeiten und was vielleicht auch eine gute Herkunftsauswahl angeht, das war mir tatsächlich nicht so bewusst.
Tanja:
[4:27] Ich glaube, so geht es ganz vielen, wenn sie sich für den ersten Hund quasi entscheiden, dass man so gewisse Eckpunkte, hat man vielleicht schon mal gehört, aber so die Auswirkung und das Ganze ist einem einfach an der Stelle gar nicht bewusst. Und Qualzucht ist ja auch was, das ist tatsächlich auch sehr viel vielfältiger, als man so allgemein denkt, wenn man sich nicht speziell mit einliest. Ich habe ja selber zwei Shelties und habe auch meine erste Hündin bekommen, da war ich auch noch nicht Trainerin. Und was sehr spannend ist, die Shelties haben ja einen Farbschlag, der heißt Merle. Das ist dieses leicht gescheckte Farbschema, was auch so hübsch ausschaut und was die meisten Menschen sehr attraktiv finden. Und tatsächlich ist das ja auch ein Merkmal, diese Farbe, die zu den Qualzuchtmerkmalen gehört. Und von daher, wenn man jetzt denkt, ja, gesunder Hund etc., das ist tatsächlich doch, wenn man es auf der gesetzlichen Ebene betrachtet, noch mal ein bisschen vielfältiger und variabler als jetzt, wie gesagt, nur so die Standardrassen, Mops, französische Bulldogge, die man allgemein so auf dem Schirm hat.
Stephanie:
[5:37] Wobei viele daran denken, also ich glaube, wenn man das Wort Kralzucht hört, denken viele halt, wie du genau gesagt hast, an Mops und französische Bulldogge, obwohl da eigentlich viel, viel mehr zugehört und auch ja nicht auf Hunde beschränkt ist. Also es gibt ja auch andere Tierarten, die da durchaus betroffen sind.
Tanja:
[5:53] Ganz, ganz richtig, genau. Das bringt uns zu so einem kleinen theoretischen Einstieg für unsere Hörer und Hörerinnen. Wie ist es denn nämlich gesetzlich? Also Qualzucht ist rechtlich geregelt im Paragraf 11b des Tierschutzgesetzes und nach diesem Paragrafen ist es entsprechend verboten, Wirbeltiere so zu züchten, dass ihnen Schmerzen, Leiden, Schäden oder vermeidbare Ängste zugefügt werden. Das heißt, genau wie du gesagt hast, also das ist nicht auf Hunde beschränkt, sondern tatsächlich ist ganz, ganz breites Feld und ist deshalb auch ein richtig schwerwiegendes Tierschutzproblem. Weil bei den Qualzuchten ist es so, dass man züchtet, um bestimmte Merkmale hervorzuheben. Meistens sind es äußerliche Merkmale, die für uns Menschen aus irgendeinem Grund attraktiv erscheinen. Es können aber natürlich auch Leistungsmerkmale sein, wie bei den Milchkühen zum Beispiel eine entsprechende Milchleistung etc.
Tanja:
[6:51] Und das ist natürlich für die Tiere wichtig. Mit gesundheitlichen Problemen, mit teils schwersten gesundheitlichen Problemen verbunden. Und das hat in den letzten Jahren gerade im Bereich der Hunde nochmal ein bisschen an Brisanz, würde ich sagen, gewonnen, weil wir natürlich eine aktualisierte Form der Tierschutzhundeverordnung in Deutschland haben. Und in der neueren Fassung ist auch die Ausstellung von Hunden mit Qualzuchtmerkmalen verboten, um die Nachfrage oder Zucht solcher Tiere zu reduzieren. Und das hat natürlich zu diversen Aufschreien geführt. Und die praktische Umsetzung ist auch was, was heute immer noch relativ stark diskutiert wird und wo wir eigentlich noch gar nicht so die einheitliche Umsetzung haben. Also ob und wie Sportveranstaltungen für Hunde damit involviert sind. Es wird zum Teil noch sehr, sehr unterschiedlich ausgelegt. Also da haben wir noch ein bisschen einen Weg vor uns, wie es da hingehen kann.
Tanja:
[7:51] Welche Merkmale zu Qualzuchtmerkmalen gehören, das hatten wir auch gerade schon mal so ein bisschen angesprochen. Wir haben natürlich die klassischen Dinge, zum Beispiel diese übermäßige Verkürzung des Schädels, wie wir es beim Mobs oder bei der französischen Bulldogger haben und damit dann entsprechend Atemnot. Relativ bekannt ist, glaube ich, auch der Dackel mit dieser sehr, sehr langen Wirbelsäule, die Bandscheibenvorfälle begünstigen kann. Dann haben wir auch Hunde mit übermäßigen Falten, gerade so im Gesichtsbereich. Da ist vielleicht der Sharpei den ein oder anderen bekannt, was dann auch, das kann entsprechend zu Hautentzündungen führen. Und ich glaube auch die Nackthunde kennen die meisten, denen halt einfach jegliches Fell fehlt. Und was auch, glaube ich, ganz gut bekannt ist, sind übertriebene Größe, also extrem große Docken etc.
Tanja:
[8:40] Oder Kleinwüchsigkeit, also diese Teacup-Chihuahuas etc. Und natürlich sämtliche Gendefekte, die zu Blindheit, Taubheit oder anderen schweren Erkrankungen führen können. Wenn wir uns die Rassen mal angucken, wir haben jetzt schon ein paar genannt, die nicht so ganz bekannt sind, haben wir da auch noch den deutschen Schäferhund mit dabei, der durch diese stark abfallende Rückenlinie immer wieder mit Bewegungsapparat-Problemen und teilweise auch Problemen mit der entsprechenden, ja, mit der Innervierung der Hintergliedmaße haben kann. Und was ich auch ganz spannend finde, weil diese Hunde sehe ich relativ häufig oder immer mehr, ist der Rhodesian Ridgeback. Da haben wir ja auch den Fall, dass der Ridge, also dieser Haarkamm, der auf der Wirbelsäule ist, der entsteht tatsächlich auch durch eine Mutation und die kann auch die Entwicklung von bestimmten Zysten begünstigen, was natürlich auch nicht schön ist. Und dann haben wir natürlich die ganzen Geschichten mit den Farbschlägen. Da gehört der Merle-Faktor dazu.
Tanja:
[9:44] Beim Merle-Faktor ist es so, dass wenn ein Hund quasi von beiden Elternteilen den Merle-Faktor mitbekommt, also auf beiden Allelen den Merle-Faktor trägt, dann haben wir hier Taubheit sehr oft mit assoziiert. Und was auch so eine Modeerscheinung ist, sind blaue oder silberfarbene Hunde. Da haben wir zum Beispiel die silbernen Labradore, die Silver Labs. Und die haben auch entsprechend Probleme oftmals mit dem Fell, weil auch da das Ganze einfach… Eine Mutation ist und Mutationen sind natürlich nicht immer gesundheitsfördernd, aber weil es so hübsch aussieht, sind wir Menschen der Meinung, das könnten wir doch so lassen. Damit lasse ich wieder ein bisschen mehr Raum für Stephi, nachdem wir jetzt einmal so einen groben Abriss haben, was Qualzucht eigentlich bedeutet und über welche Rassen wir da reden. Wenn wir zurückkommen zu dem lieben Henri, Stephi, was hat denn Henri für Probleme im Alltag? Was siehst du da denn bei ihm?
Stephanie:
[10:45] Also, das ist ein relativ buntes Paket. Wir haben natürlich die Kurzschnäuzigkeit oder die Kurzköpfigkeit. Was auch immer wieder auffällt, ist, dass die Menschen zum Beispiel nur, wenn die eine französische Bulldogge sehen, eigentlich nur an diese Atemthematik denken, was aber ja so ein bisschen unterschätzt wird, ist, wenn man sich zum Beispiel jetzt mal den Kopf vom Henri im Seitenprofil anschaut, ist der ja fast wie so eine halbe, so ein bisschen wie so eine halbe Bowlingkugel. Und auch das ist natürlich nicht nur die Schnauze und die Atemwege darunter, weil das verkürzt ist, aber natürlich auch diese Kurzköpfigkeit ist, glaube ich, bei den Spitzen, glaube ich, auch teilweise ein Thema, dass die Gehirne dann gar nicht mehr in den Schädel passen.
Stephanie:
[11:24] Ich weiß jetzt natürlich nicht, wie stark das bei ihm ist, aber er hat ja auch bestimmte Verhaltensprobleme und es ist zum Beispiel da auch nicht auszuschließen, dass er zum Beispiel immer mal Kopfschmerzen hat. Und wenn ich weiß, wie ich bin, wenn ich Kopfschmerzen habe, dann kann man nachvollziehen, warum man dann vielleicht auch manchmal ein bisschen schlechter gelaunt ist. also Das ist ein Thema. Dann ganz klassisch werden ja auch gerade die Falten, also wir müssen sehr, sehr regelmäßig hier die ganzen Falten einfach sauber machen, beziehungsweise trocken machen, weil da eigentlich immer Tränenflüssigkeit drin ist, egal, also wirklich täglich. Und Henri hat von Geburt an, das wurde relativ früh Gott sei Dank festgestellt, einen Herzfehler. Das heißt, die Herzkammern sind nicht sauber voneinander getrennt. Umgangssprachlich sagt man, glaube ich, noch im Herz. Da bekommt er aber, seit er ein paar Monate alt ist, Medikation und hat damit wahrscheinlich eine normale Lebenserwartung. Lebenserwartung, gleich vielleicht noch mal was zu sagen.
Stephanie:
[12:22] Er hat natürlich, das muss man leider so sagen, natürlich Probleme im Bewegungsapparat. Das heißt, er hat mindestens wahrscheinlich vier Keilwirbel. Das heißt, die Wirbelsäule von einem normalen Hund flacht so nach vorne hin, eher sanft ab. Und dann bei den Bullis ist das, wenn man sich das Röntgenbild ansieht, dann sieht das aus wie so ein Auffahrunfall. Also das ist wirklich so, dass man sieht, die Wirbelsäule wird so richtig zusammengestaucht. Und dann sind die Wirbel, haben keine normale Form mehr, sondern sind quasi so, ja wie so ein Keil, deswegen Keilwirbel. Das kann nicht nur zu Verspannungen führen und Schmerzen, erhöht aber auch die Gefahr von Bandscheibenvorfällen.
Stephanie:
[13:02] Genau, wir haben regelmäßig Magen-Darm-Probleme, was nicht unbedingt mit Allergien zu tun hat. Allergien haben auch viele Bullis-Themen mit. Man sagt aber auch, dass durch diese spezielle Atmung, die die haben, also dadurch, dass sie eigentlich immer so atmen, würde sich das wohl auch auf Magen-Darm auswirken, dass zum Beispiel mehr Magensäure produziert wird und so weiter und so fort. Und genau, das würde ich sagen, sind so die gesundheitlichen Hauptthemen. Mit Allergien sind wir bisher, also Futter ist ein bisschen Thema, aber ansonsten hält sich das aktuell gut. Relativ gut in Grenzen, ist aber auch nicht selbstverständlich. Und von der Atmung her würden wahrscheinlich viele sagen, da hört man ja gar nicht so viel, aber wir haben natürlich auch also im Liegen haben wir ein Schnarchen und ich finde es immer komisch zu sagen, das ist alles in Ordnung. Einem Jahr nach, eine französische Bulle kann nicht normal atmen, auch wenn man bei ihm vielleicht jetzt nicht so viel hört. Genau.
Tanja:
[14:01] Ja, Wahnsinn. Das ist ja ein richtiges Sammelsurium, also eine richtige richtige Palette, was da im Alltag er mit sich rumschleppt. Ich finde das so total krass, weil wie du eben genau sagst, also mir geht das auch so, man hat halt so seine Punkte, wo man prinzipiell schon drauf sensibilisiert ist, wie zum Beispiel diese Atemproblematik, wo man auch als Trainer mehr drauf guckt. Aber was halt dann so unter der Oberfläche noch so mit dabei ist, das ist ja wirklich total krass. Und ich glaube, wenn ich mich richtig erinnere, Henri hat auch, du hast gerade schon so ein bisschen angedeutet, Dieser Zusammenhang zwischen dieser gesundheitlichen Problematik und auch dem Training, beziehungsweise dann entsprechenden Aggressionsangstproblematik, das ist ja bei uns Trainern immer, wo wir so ein bisschen drauf gucken, auch geht es dem Hund gut. Ich glaube, Henri hatte Begegnungsproblematik auch, wenn ich das von dir richtig weiß.
Stephanie:
[14:54] Ja, genau. Also ich würde sagen, draußen ist er halt sehr reaktiv, also sehr reisendempfindlich und ist halt auch ein Hund, der durchaus nach vorne geht. Er hatte Themen in Hundebegegnungen, was natürlich ein Grund sein kann, dass andere ihn nicht richtig lesen können oder er das vielleicht auch nicht richtig gelernt hat. Meiner Meinung nach, es waren den Begegnungsthemen eher tatsächlich vielleicht auch eine Welpenschule dran schuld, die nicht so toll gearbeitet hat. Genau, aber von den Verhaltensproblemen ist es vor allem, also sehr, sehr, sehr starke Ressourcenverteidigung, die auch schon sehr, sehr früh angegangen hat und ja, auch Aggressionsthemen teilweise auch gegenüber mir, je nach Situation kann das nicht vorkommen, das natürlich auch.
Tanja:
[15:45] Ja.
Stephanie:
[15:46] Intensiv wirst.
Tanja:
[15:48] Ja, krass. Also ihr habt also auf jeden Fall im Alltag ordentlich mit der Problematik zu tun. Das heißt, du bist auch jeden Tag eigentlich praktisch damit konfrontiert, wenn du sagst, du musst eben zum Beispiel die Hautfalten etc. Reinigen. Wie geht es dir da emotional mit? Ich kann mir vorstellen, dass das, also mir geht es so, ich habe eine Hündin mit einer atopischen Dermatitis und bei uns ist zum Beispiel Haare, Bürsten etc. Das ist für sie nicht sonderlich schön, das weiß ich, weil sie da einfach nicht gern angefasst wird und wir kriegen das halbwegs gemanagt, aber mir persönlich geht es so, ich fühle mich dann richtig schlecht, wenn ich weiß, okay, heute ist Beauty-Tag für die Hunde und bin dann schon bewaffnet mit gutem Käse und es tut mir wirklich leid, wenn ich weiß, sie hat gerade so eine Phase, weil das jahreszeitlich auch immer sich so ein bisschen verstärkt, sie hat gerade eine Phase, wo es ihr da vielleicht nicht so gut geht, aber ich muss halt gucken, dass sie nicht mehr, komplett verfilzt und mir geht es damit richtig schlecht, also ich habe da ein unglaublich schlechtes Gewissen, weil ich es auch, ich trainiere zwar dran, aber kann natürlich nicht alles davon komplett über ein Training 100% abfangen, weil es ihr einfach nicht gut geht in dem Moment. Und wie geht es dir denn da emotional?
Stephanie:
[16:54] Also ich glaube tatsächlich, dass es natürlich auch so ein bisschen Prozess ist, gerade jetzt bei der Thematik vielleicht im Quatsch oder im französischen Bulldogge, dass man sich, man hat sich ja den Hund damals nicht geholt, weil man quasi dem Hund was Schlechtes tun wollte, sondern weil man wahrscheinlich einfach, oder ich habe nicht genug darüber nachgedacht und habe mich nicht genug informiert, weil 2020 ist der Herr Henri bei mir eingezogen, Da gab es schon genug Informationen zu dem Thema, aber die muss man sich natürlich auch beschaffen. Und ich glaube, was für mich immer besonders schwierig ist, ist so dieser Gedanke auch, dass man es ihnen ja am liebsten einfach abnehmen würde. Und ich sage auch immer, Also ich mache ganz viel Aufklärung draußen, weil ich auch viel angesprochen werde mit dem Henri.
Stephanie:
[17:36] Und was ich immer wichtig finde zu sagen ist, er ist jetzt da und man versucht, das Beste und das bestmögliche Leben zu ihm zu ermöglichen. Aber im Endeffekt kauft man sich für sehr, sehr viel Geld ein krankes Tier und versucht das so gut wie möglich am Leben zu halten. Und die gesundheitlichen Sachen, da macht man halt, was man kann. Ich glaube aber persönlich eben auch, dass die Gesundheit, da wirst du mir wahrscheinlich zustimmen und auch Verhalten eng zusammenhängen. Und das ist, glaube ich, für mich fast sogar diese Korrelation zu sehen und dann auch wirklich zu wissen, da hat Training vielleicht natürlich auch seine Grenzen. Das wäre natürlich schon hart, weil man hat am Ende des Tages, hat man natürlich die Zucht damit unterstützt, dass man sich halt so einen Hund ins Leben geholt hat. Aber ja, es ist schon, ich glaube, es gibt Tage, da kommt man damit besser zurecht und es gibt Tage, da kommt man damit schlechter zurecht. Und wenn man sich aber natürlich zum Beispiel bewusst auch mit dem Thema nochmal auseinandersetzt, zum Beispiel sich bestimmte Dokumentationen anguckt, das tut schon weh. Also da fließen auch die Tränen, weil man einfach ein unglaublich schlechtes Gewissen auch einfach hat.
Tanja:
[18:51] Ja, aber ich glaube, es ist wichtig, dass man das an der Stelle, es geht ja glaube ich vielen Menschen so, der Hund ist dann leider da, also was heißt leider da, es ist ein Familienmitglied, also man hat sich das ja ausgesucht und ich glaube, man kann es nicht ganz vergleichen, aber es ist so ein bisschen wie bei Eltern mit einem behinderten Kind, ja, um es ein bisschen zu überspitzen, aber ich glaube, man kann es sich so vorstellen, man ermöglicht, man versucht alles zu ermöglichen, damit das Leben so gut wie möglich funktioniert.
Stephanie:
[19:20] Ich sage immer, ich gehe nicht zum Chiropraktiker, der Henri schon.
Tanja:
[19:24] Ja, das ist eine schöne Analogie. Das kann ich total bestätigen. Bei uns ist auch immer, wenn Geld übrig ist, kaufen wir neue Klamotten oder gehen die Hunde noch mal zu einer Vorsorgeuntersuchung etc. Das nennen wir auch.
Stephanie:
[19:40] Ja, ja, ja.
Tanja:
[19:43] Wenn du dazu was sagen willst, wir haben sehr, sehr viele Baustellen und wir wissen ja alle, wie enorm die Tierarztrechnungen in letzter Zeit explodiert sind. Das ist auch finanziell eine Last, oder?
Stephanie:
[19:56] Ja, auf jeden Fall. Also wir haben natürlich auch so Sachen wie Ernährungsberatung mitgemacht. Er bekommt jetzt ein spezielles Futter, was super funktioniert, was aber auch nicht ganz günstig ist. Wir haben natürlich die Chiropraktiker-Sachen. Wir haben immer mal auch noch mal eine Trainerstunde, wenn ich sage, da lasse ich mir drauf gucken. Aber alleine schon die Herzmedikamente sind, glaube ich, ich glaube, da sind wir bei so 100 Euro im Monat. Und er bekommt ja auch nochmal Schmerzmedikationen, die wir gerade so ein bisschen testen, einfach um zu gucken, geht es ihm damit vielleicht sogar ein bisschen besser. Und alleine so, also wir müssen einmal im Jahr zum Herzultraschall. Und da sind wir, glaube ich, immer bei 300, 350 Euro. Also es ist natürlich schon auch finanziell eine Belastung. Wie gesagt, dann Chiropraktiker so zweimal im Monat. Und das geht schon auch ins Geld. Und wenn man sich dann, dann komme ich wieder zurück zum Beispiel, man kauft sich für viel Geld eigentlich einen teuren Hund und investiert dann natürlich dauerhaft noch rein. Und das hatten wir jetzt noch nicht, aber es gibt ja auch viele Behandlungen zum Beispiel mit Gold oder noch Operationen und Bandscheibenvorfall. Also ich kann das jetzt alles machen, also alles präventiv. Die Physiotherapeuten und die Orthopäden sagen aber auch ganz klar, wir können das alles machen und trotzdem kann der Morgen vom Sofa runtergehen und fängt an zu schreien und hat einen Bandscheibenvorfall. Und da ist man natürlich relativ schnell, ja. In sehr hohen Bereichen. Und da reden wir ja nur über das Geld und dann nicht über das Leid vom Tier.
Tanja:
[21:25] Ja, absolut. Ich glaube, das ist was, wenn der Henri mit fünf Jahren ist, er prinzipiell eigentlich im besten Alter, ist ein junger Hund für die Größe. Und wenn du dir dann überlegst, was quasi jetzt schon aufgelaufen ist bei euch und was dann eventuell mit Alterserscheinungen dann nochmal schlechter wird, da kannst du einfach nur eine richtig tolle Prävention machen. Und du kannst aber halt, so wie du es gerade gesagt hast, einfach Pech haben und der steht am nächsten Tag auf und es ist halt irgendwas, wo du dann drin hängst.
Stephanie:
[21:55] Krasse ist, dass man sagt, ja, der ist mit fünf Jahren junger Hund und das hört man auch immer wieder von Tierärzten. Statistisch, das Durchschnittsalter von französischen Bulldoggen ist 4,5. Das heißt, der Händen ist ein wenig über dem Durchschnitt. Und das führt auch oft zur Diskussion, jetzt mal aus der Praxis mit den Tierärzten, weil ganz oft gesagt wird, naja, sie reagieren da über, weil das ist ein junger Hund. Und man dann wirklich sagen muss, ja, aber so jung ist er, wenn man das und das sich anschaut, halt nicht. Und dann muss man teilweise wirklich auch auf Sachen bestehen, dass Sachen nochmal getestet werden oder auch Schmerzmedikation oder Nagen-Darm-Probleme, weil er eben eigentlich schon jetzt… Über den Durchschnitt ist. Und das ist nichts, was man irgendwie so aufschaut, sondern das ist wirklich statistisch. Also statistisch ist das Durchschnittsalter 4,5 und das ist natürlich auch hart.
Tanja:
[22:44] Absolut, das wusste ich tatsächlich überhaupt nicht. Du hast ja jetzt gemerkt, wie ich da reingestiegen bin. Ja, 5, das ist doch kein Alter. Wahnsinn, unglaublich. Das ist so traurig. Also das ist irre und ich glaube, man darf, wenn wir bei dem finanziellen beziehungsweise Tierarztaspekt nochmal ein klein bisschen bleiben, unabhängig davon, was es an Belastung für das Tier ist, die meisten Versicherungen in die Richtung, die versichern natürlich keinen Hund mit der entsprechenden Rasse. Das heißt, wie du gesagt hast, man hat dann für sehr, sehr viel Geld, also man hat für viel Geld einen Hund gekauft, in dem man sehr viel mehr Geld nochmal reinsteckt, womit es dem Hund immer noch nicht so gut geht, wie es einem Durchschnittshund ohne Qualzuchtmerkmale geht und hat das Ganze entsprechend mit dabei und muss dann irgendwo auch abwägen, wie man am besten helfen kann. Ja, unglaublich. Und wie ist das denn, hast du außer der Herzmedikation, hast du irgendwas an medizinischen Interventionen, wo du sagst, das hat dem Henri so richtig geholfen, hat so richtig nochmal Aufwind gegeben. Ist da was, was du vielleicht auch, wenn uns jetzt Leute zuhören, die selber eine Qualzucht haben, was du empfehlen kannst, wo du sagen kannst, da haben wir richtig einen Benefit von?
Stephanie:
[23:58] Also ich würde tatsächlich aktuell sagen, wahrscheinlich sogar die Schmerzmedikation. Das heißt, gerade wenn man, also bei ihm jetzt speziell auch das Thema Verhalten und potenziell Schmerzen, hat mir tatsächlich einfach nochmal auch Rücksprache mit einer Verhaltenstierärztin geholfen, weil leider ganz viele Tierärzte, also in meiner Erfahrung ist es zumindest immer noch, naja, da nicht ganz so offen für sind. Und ich glaube, also das würde ich sagen, hat uns jetzt gerade in den letzten Wochen und Monaten nochmal weitergeholfen und dann vielleicht auch am Ball bleiben. Also wir haben schon mal Schmerzmedikation gegeben, allerdings nur für zwei Wochen und dann habe ich das relativ schnell wieder sein lassen, weil ich dachte, das klingt nicht wirklich was. Mittlerweile sagt man aber, man sollte es länger probieren und ich glaube, was ihnen auch einfach hilft, ist zum Beispiel auch das ganze Thema Massagen einrenken, Also das ganze Thema Chiropraktiker, das würde ich sagen, hilft ihm tatsächlich auch. Aber abgesehen von den Schmerzindikationen gibt es jetzt nicht, wo ich sagen würde, dass es zum Beispiel hat total krass viel geändert hat.
Tanja:
[25:03] Ja, irre, das höre ich immer wieder. Ich habe ja solche Fälle auch, die mit entsprechenden Verhaltensproblemen kommen. Und wenn man mal empfiehlt, mal testweise mal eine Schmerzmedikation zu geben, dann merkt man erstmal richtig, was da vielleicht im Hintergrund noch so ist. Gerade wenn du halt auch sagst, so Sachen wie Kopfschmerzen, wo sehe ich das denn? Also die wenigsten Hunde zeigen das wirklich so klar, dass du sagen kannst, ich erkenne das, wenn der Hund einen Kopfschmerz hat. Und wenn du halt einfach eine sinnvolle Schmerzmedikation hast, ist das halt schon mal eine Last, die halt einfach weggeht.
Stephanie:
[25:34] Ja, und das merkt man halt in allen Bereichen dann, also das merkt man natürlich, also ich sag mal natürlich drinnen, aber zum Beispiel auch so Themen wie Hundebegegnung, weil wenn er jetzt auch sich Größe anschaut, also ein relativ kleiner Hund, der im Zweifel Schmerzen hat, für den ist natürlich ein Ridgeback, mit dem er Kontakt hat, im Zweifel auch nochmal eine andere Bedrohung, einfach weil da andere Schmerzen ausgelöst werden können, als wenn er jetzt Kontakt hat mit einem Hund, der ungefähr seine Größe hat, einfach weil die Interaktion anders ist.
Tanja:
[26:04] Klar, ganz richtig. Ja, Wahnsinn. Wenn wir jetzt so Richtung Wetter denken, weil wir gehen ja jetzt so langsam in den Herbst ein und ich höre immer, ja, Hitzemanagement etc. ist ein Thema. Wie ist es denn mit Kälte, würde ich mich so ein bisschen fragen. Also merkst du einen Unterschied, wie das Wetter ist beim Henri, gerade vom Atmen her?
Stephanie:
[26:22] Ja, also tatsächlich Wetter und Verhalten hängt bei uns auch stark zusammen. Sommer ist für uns ehrlicherweise, ich mag den Sommer, aber ist für uns eigentlich immer ein schwieriger Monat, weil wir da extrem aufpassen müssen, weil die einfach unheimlich schnell ins Hecheln kommen und dann kann das so einen sehr, sehr schnell einen unschönen Kreislauf nehmen. Das heißt, im Sommer sind wir eigentlich immer nur morgens und abends unterwegs und mittags wirklich nur Pipi und Sitzgassi, weil man natürlich auch immer, und mir passiert das auch, dass ich das mal minimal unterschätze und dann muss ich schon sagen, habe ich schon Angst, weil ich hatte auch schon Situationen, da habe ich den dann versucht zu tragen, weil ich wirklich Angst hatte, dass der mir gleich irgendwie doch hyperventiliert. Und so vom Herbst ist eigentlich unsere liebste Jahreszeit man muss bei Kälte und Nässe tatsächlich auch ein bisschen aufpassen, weil die haben jetzt auch nicht so super viel Fell also sie haben Fell, aber halt jetzt nicht wer weiß wie lang und das heißt da arbeiten wir dann entsprechend mit einer Jacke also mit einem Mäntelchen, aber ich würde schon sagen Herbst, Winter und Frühling sind schon eher unsere Jahreszeiten und der Sommer ist eher so müssen wir mitmachen oder müssen wir durch.
Tanja:
[27:38] Ja, Wahnsinn. Jetzt bist du in Frankfurt und du bist ja ganz im Gegensatz zu mir, ich bin ja hier so das Landei und ja, wenn ich irgendwie alle Woche mal irgendwie jemanden treffe, die dann meistens nur meine Hunde süß finden und keine Ahnung haben, was das ist. Im Gegensatz dazu bist du natürlich sehr viel mehr Menschen und sehr viel mehr Kontakten ausgesetzt. Und ich kann mir vorstellen, dass du wahrscheinlich dann auch mal einen blöden Spruch zu hören bekommst, wenn du den Henri mit dabei hast. Was ist dir schon so alles begegnet und wie gehst du damit um? Wie handelst du das?
Stephanie:
[28:14] Ich muss tatsächlich sagen, dass ich in der realen Welt, habe ich das tatsächlich gar nicht so viel. Ich werde unheimlich oft auf den Henri angesprochen, aber ganz oft eher im positiven Sinne. Also, wie gesagt wird, ah ja, also auch Menschen, die zum Beispiel keine französischen Bulldoggen mögen oder auch die Rasse so ein bisschen verurteilen. Selbst von denen werde ich ganz oft angesprochen. Dann heißt es, ja, ich mag eigentlich keine Bullis, aber der hat ja gar keine Atemgeräusche und ach, der sieht ja so sportlich aus. Weil der, wenn man sich die Fotos anguckt, hat der auch relativ lange Beine. Der ist gar nicht so super krass bullig und man würde vielleicht denken, das ist fast eine relativ athletische Version von einer französischen Bulldogge, dann weiß ich, ich kriege gar nicht so viele Anfeindungen im reellen Leben. Was ich aber immer mache ist, und ich glaube, manchmal sind Leute auch ein bisschen irritiert, dass ich da wirklich konstant immer sofort das Thema aufgreife und immer ein Disclaimer dazu packe und wirklich versuche aufzuklären und zu sagen, ja, aber, und ich bin froh, dass er da ist, aber XYZ und auch wirklich zu sagen, nur weil der keine Atemgeräusche hat, ist das kein gesunder Hund. Und da reagieren dann immer noch, und das finde ich auch interessant, viele Leute wirklich überrascht, weil ganz viele Themen von französischen Bulldoggen oder Qualzuchten wohl dann doch noch nicht so wirklich bekannt sind.
Stephanie:
[29:35] Genau, und wo mir aber, also wo das schon eher stattfindet, ist tatsächlich eher Social Media. Also da, weil ich den Henri ja auch zeige und auch keinen klassischen Qualzucht-Account habe. Also ich habe für mich halt irgendwann entschieden, wie ich mit dieser Thematik umgehen möchte. Ich habe mir sehr viele Gedanken darüber gemacht, wie mache ich das zum Beispiel mit meiner Trainer-Homepage, weil man ja ganz oft Fotos von sich und seinem Hund macht. Und ich habe zum Beispiel ganz bewusst entschieden, dass ich nicht diese klassischen Fotos habe, sondern dass ich Kunden, also Trainer-Fotos habe mit einem anderen Hund. Mein Hund findet trotzdem statt, indem ich zum Beispiel ein Foto von ihm habe und auch schon zu der Rasse etwas sage. Und ich finde, da muss auch jeder für sich selber den Ansatz finden, weil für mich hat eine sinnvolle Aufklärung nichts damit zu tun, dass ich den Hashtag Qualzucht verwende, sondern für mich, meine Form der Aufklärung findet ganz viel im Alltag statt mit meinem eigenen Hund, aber natürlich auch mit meinen Kunden. Also ich habe es natürlich ja auch Kunden, die Qualzuchten haben und mit denen trainiere ich auch und da sage ich dann auch nicht, du, du, du, du, du und warum hast du denn eine Qualzucht, sondern ich mache das so ein bisschen sanfter, dass sie vielleicht auch mal über manche Sachen nachdenken und dann vielleicht auch eine Einstellung ändern oder dass ihnen bestimmte Dinge bewusster werden.
Tanja:
[30:54] Das finde ich total schön, weil ich glaube, ich finde es ist sehr, sehr wichtig, dass man einfach Menschen, die so einen Hund in ihrem Leben haben, dass man denen jetzt nicht noch als Trainerin ein schlechtes Gewissen einredet. Weil oft ist es ja gerade, wenn man so einen Hund hat und man weiß vielleicht sogar mittlerweile so ein bisschen, dass auch die Probleme, die der Hund im Alltag hat, wo man trainingstechnisch rangeht, dass es vielleicht sogar ein bisschen zusammenhängt und ist da schon sensibilisiert worden und man sucht dann Hilfe. Dann finde ich es halt einfach so wichtig, dass man als Trainer da offen ist, schon sensibilisiert für die Problematik, aber halt nicht einfach sagt, nee, die Hunde trainiere ich nicht. Weil damit ist ja auch letzten Endes niemandem geholfen. Die Hunde sind ja da und brauchen Hilfe.
Stephanie:
[31:35] Genau. Und ich freue mich halt wirklich auch über jeden eigentlich, ich habe ja auch viele Kunden, die zum Beispiel auch vorher anders trainiert haben und dann sagen, das waren bestimmte Ansätze, die mir gar nicht gefallen haben. Und da freue ich mich ja auch über jeden, der sich quasi auch dem netten Hundetraining zuwendet und dann verurteile ich ja nicht für die Rasse. Und ich finde auch, man muss den Menschen auch den Raum und die Zeit geben, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, weil es hat ja auch ganz viel mit dem eigenen schlechten Gewissen zu tun, wenn man dann hingeht und sagt, ja, ich habe eine Qualzucht und ich kenne ganz viele Menschen, die den Begriff auch überhaupt nicht verwenden wollen. Und bei mir war es ja auch im Prozess. Ich habe ganz lange gesagt, der Henri, der hat keine Atemgeräusche, der hat relativ lange Beine. Und als ich dann angefangen habe, das so ein bisschen mehr anzunehmen, haben mir ganz viele auch gesagt, naja, also natürlich auch Menschen, die selber eine französische Bulldogge haben, naja, das siehst du jetzt nur so, weil der Henri jetzt irgendwelche Probleme hat. Und für mich, und das weiß ich noch wie heute, für mich war so dieser Moment der Erkenntnis, oder wo ich wirklich einfach nicht mehr sagen konnte, das ist ein gesunder Hund, war beim Orthopäden. Und ich habe das Röntgenbild vom Henri gesehen und das Röntgenbild, wie ein normaler Hund aussieht, beziehungsweise die Wirbelsäule vom normalen Hund. Wenn man das einmal gesehen hat,
Stephanie:
[32:54] Also ab dem Zeitpunkt kann man sich das nicht mehr schönreden, weil das wirklich hart ist, weil man hat das selber unterstützt, man hat diese Entscheidung getroffen, diese Rasse sich anzuschaffen und ja, das ist dann natürlich, fällt auch nicht ganz so einfach, das für sich so anzunehmen und zu sagen, ja, das war keine gute Entscheidung und das Tier leidet.
Tanja:
[33:14] Ja, ich glaube, da gehört auch einfach sehr viel Selbstreflexion und Selbsterkenntnis mit dazu. Das ist wahrscheinlich ein Weg, den du da dann auch gegangen bist. Und ja, man muss natürlich dann auch die Entscheidung treffen, den Hund dann mal ins Röntgen zu schicken und zu sagen, wir gucken mal an, was da ist. Ja, manchmal wird das dann auch gar nicht gemacht, weil man es vielleicht gar nicht genau wissen will. Das ist ja, wir haben ja als Menschen auch gewisse Selbstschutzmechanismen da einfach an Bord, die uns so ein bisschen bewahren, dass wir uns auch selbst nicht überfordern mit dem, was wir emotional und gedankentechnisch da verdauen können. Und das ist natürlich dann einfach ein Weg zu sagen, ich gehe den Schritt und ich gucke mir das an und ich nehme das jetzt mit, okay, das ist so und ich erkenne für mich, okay, die Entscheidung war vielleicht einfach eine schlechte, aber jetzt ist es so und jetzt mache ich einfach das Beste draus. Ja, dann würde ich sagen, dann schwenken wir nochmal den so ein bisschen Richtung Zucht beziehungsweise Richtung Vermehrer oder wie ich jetzt auch neuestens gelesen habe, irgendwie eine liebevolle Familienzucht. Also da gibt es ja auch schöne Euphemismen, die da unterwegs sind. Wie genau kam denn der Henri zu dir? Sprich, wie hast du ihn angeschafft? Warst du bei einem speziellen Züchter oder was ist da die Geschichte dahinter?
Stephanie:
[34:40] Ein bisschen ein Wunderpunkt bei mir tatsächlich. Also es war ja Corona und ich habe das dann quasi für mich beschlossen, dass jetzt irgendwie der Zeitpunkt wäre, mir quasi einen Hund ins Leben zu holen. Und dann hatte ich eine Bekannte, die quasi jemanden kannte, der französische Bulldoggen gezüchtet hat. Und aus heutiger Sicht, ich habe dann schon so, also ich wusste so grob, ja, die Elterntiere sollten irgendwie da sein. und man kann so ein bisschen gucken, so ein paar Fragen stellen wegen Kaiwirbel und so weiter und so fort. Aber so richtig Gedanken habe ich mir nicht gemacht. Und dann war der Henri der Letzte aus dem Wurf, der noch übrig war. Und rückblickend auch da, auch interessant, wurde dann schon so ein bisschen mit Druck gearbeitet, weil quasi jemand anderes kommen sollte, der sich den Hund angeguckt hat. Und das war dann in einer Wohnung hier in Frankfurt, wo ich mir auch heutiger Sicht, bin ich mir auch gar nicht sicher, ob das wirklich die Wohnung war. Die Elterntiere waren auch da.
Stephanie:
[35:43] Ob das die Elterntiere waren, auch aus heutiger Sicht, bin mir auch nicht mehr hundertprozentig sicher. Und ja, das Problem ist dann aber, wenn man einmal emotional natürlich eine Entscheidung getroffen hat und sagt, nee, das möchte ich jetzt, dann wirklich hinzugehen und zu sagen, nein, ich mache das doch nicht, unheimlich schwierig. Und der Henri wurde per Kaiserschnitt geholt, was eigentlich Standard ist bei französischen Bulldoggen mittlerweile. Und ich habe den dann mit, ich glaube, Vollendung, achte Woche war es, also…
Stephanie:
[36:12] Das, was eigentlich möglich ist, habe ich ihn quasi frisch vom Impfen abgeholt. Das heißt, der wurde erst geimpft und beim Tierarzt durfte ich den dann abholen. Auch aus heutiger Sicht eine Katastrophe. Und ich glaube auch tatsächlich, bis zu dem Zeitpunkt hat der auch außer dieser Weltenbox überhaupt gar nichts gesehen.
Stephanie:
[36:31] Das hat man auch so an Sachen mit Stubenreinheit und so. Damals habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Ich habe halt einfach gedacht, naja, okay, der braucht halt irgendwie lange oder es ist ja komisch, dass der da reinmacht. Auf heutiger Sicht kann ich das natürlich ganz, ganz anders bewerten und würde tatsächlich eher sagen, dass es wahrscheinlich eher ein Vermehrer war als wirklich ein verantwortungsvoller Züchter.
Tanja:
[36:56] Ja, ich kann da, glaube ich, nochmal ein bisschen… Wunderpunkt.
Stephanie:
[36:59] Ne?
Tanja:
[37:01] Ja, versteht man. Das sind die Erfahrungen, die man macht. Ich muss sagen, wir hatten super Glück. Also wir haben auch heute immer noch ein super Verhältnis zu der Züchterin meiner beiden Hunde. Und um so ein bisschen den Kontrast darzustellen, wir haben tatsächlich, glaube ich, für meine erste Hündin, haben wir uns ein Jahr vorher angemeldet. Also die waren noch gar nicht unterwegs und haben dann erst mal die Züchterinnen, deren Hunde kennengelernt, gesehen, wie die leben, gesehen, dass die draußen, also ganz normale Familienhaus mit entsprechenden Sonderausstattungsmerkmalen für die Welpen in dem Moment und mit entsprechendem Auslauf draußen und die dann auch in den ersten, also dann ein bisschen weg.
Tanja:
[37:45] Ein bisschen mehr fußtechnisch unterwegs waren, dann auch schon erste Spaziergänge gemacht haben etc. Das ist natürlich ein ganz, ganz großer Unterschied und auch was da dann an Vorbereitung hinten dran steckt. Also man muss sich das ja mal überlegen. Also bei den Rassehunden ist es so, dass die natürlich mehrere genetische Tests dann nochmal machen, um zu gucken, wie verpaart werden kann, damit man entsprechend von der Genetik her keine Krankheiten weitergibt. Da ist natürlich unglaublich viel Aufwand hinten dran. Und bei uns war auch tatsächlich ganz lange gar nicht so sicher, ob wir einen Hund bekommen können von dem Wurf, den wir gerne gehabt hätten. Einfach, weil die Züchterin gesagt hat, ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich gucke vom Charakter her, in welche Familien passen die Hunde? Passt jemand zu euch, zu eurer Situation oder nicht? Und es hat relativ lange gedauert, bis wir so die finale Zusage hatten, ja, der Hund kommt und das war dann auch von langer Hand der Abholtag geplant. Wir haben dann wirklich auch schon vorher das Futter bekommen und eine genaue Anleitung, das und das muss passieren und da alles schon vorbereitet. Das ist so der, ich glaube, das ist da so ein bisschen der Kontrast, was man einfach merkt, wenn man eine Rassehundezucht hat, die entsprechend verantwortungsvoll geführt ist.
Stephanie:
[39:00] Und das fällt dir im Zweifel natürlich auch auf die Füße, also wenn es nicht so ist oder wenn es so ist wie bei uns, weil da einfach, also ich habe, man hört ja auch ganz oft, ja, wenn Welpen quasi mit dem Rucksack kommen, dann wird oft über den Tierschutz gesprochen, also Welpen aus dem Tierschutz, aber natürlich auch so ein Vermehrerwelpe oder ein Welpe aus einer sehr, sehr schlechten Zucht, man muss es ja so nennen, dass da natürlich dann auch schon ein Rucksack da ist.
Tanja:
[39:24] Ja, genau. Und nichtsdestotrotz, wie gesagt, ich habe zwei Rassehunde und habe die auch, wie gesagt, habe das auch so nicht bereut und sind auch fantastisch alle beide. Aber trotzdem auch durch meine Weiterbildung in Richtung Physiotherapie, bin ja auch noch Hundephysiotherapeutin und jetzt die Trainerweiterbildung, sehe ich mittlerweile aber auch die Rassehundezucht schon relativ kritisch. Einfach weil es so den Genpool extrem einschränkt, dass man diese, ja, dass man halt dieses Zuchtstrukturen hat, wo man gewisse Championhunde hat, die dann bestimmte Ausstellungen durchlaufen haben und entsprechend bewertet wurden, dass sie im Rassestandard sind. Und die Rassestandards allein sind ja bei manchen Rassen schon wirklich mit Qualzuchtmerkmalen behaftet. Also das finde ich so schwierig.
Stephanie:
[40:17] Ja, nee, das stimmt. Ja, sehe ich auch so.
Tanja:
[40:19] Ja, und wenn dann halt Slogans kommen wie mein gesunder Rassehund etc. Oder Rassehundezucht ist keine Qualzucht, da denke ich mir halt auch immer, naja, also wir dürfen das schon ein bisschen relativieren und ich glaube, man darf auch sagen, alle Merkmale, die die Hunde nur haben, weil wir die schön finden und da schließe ich jetzt ganz gezielt auch die Fellfarbe mit ein und die aber potenziell ja den Hund krank machen können, das würden wir bei einem Menschen auch nicht machen. Also wir würden jetzt auch nicht ein Designer-Baby mit blauen Augen und die blauen Augen sind aber halt leider assoziiert mit der Gefahr, dass das Tier irgendwann, dass der Mensch, das Baby irgendwann blind werden könnte oder taub oder was auch immer. Da würden wir ja auch sagen, ja, seid ihr denn irre, das lass mal weg. Dann ist es doch egal, wie die Augenfarbe ist. Und bei Hunden ist man halt, ist man da halt wirklich so, ja, so fixiert auf die Äußerlichkeiten. Das finde ich wirklich, ja, finde ich echt steckend.
Stephanie:
[41:11] Ja, das stimmt, gebe ich dir recht, ja.
Tanja:
[41:13] Ja, wie siehst du denn die, wir haben ja gerade jetzt auch Richtung Mobs, auch Old English Bulldog oder auch die Frenchies, haben wir ja durchaus auch so diesen Trend der Retrozucht. Was hältst du denn davon? Hast du da Gedanken zu?
Stephanie:
[41:29] Ich glaube, da scheiden sich tatsächlich sehr, sehr, sehr die Geister. Und ich glaube, da müsste man, ich weiß, dass es Aussagen dazu gibt, dass das schon möglich ist. Es gibt aber Aussagen, dass es quasi fast gar nicht möglich ist.
Stephanie:
[41:44] Ich persönlich glaube, dass man das, weil wir haben ja eben auch bestimmte Vorgaben, auch was Qualsucht angeht, das hast du aber auch schon gesagt, auch mit den bestimmten Ausstellungsverboten und so, das wird ja aber in der Praxis funktioniert es einfach überhaupt nicht. Und für mich wäre zum Beispiel auch eine Retrovariante keine Alternative. Und ich glaube, also es gibt wohl, das habe ich bei den Dackeln auch schon gehört, Es gibt wohl relativ gut die Möglichkeit, das zurückzuzüchten und relativ gesunde Hunde zu bekommen. Da bin ich aber ehrlicherweise nicht so im Thema drin, dass ich da sagen könnte, ja, das ist auf jeden Fall möglich oder nicht. Für mich persönlich kommt die Rasse einfach gar nicht mehr in Frage. Und ich glaube auch, dass man, solange die Gesetzeslage so ist, wie sie ist, das gar nicht richtig in den Griff bekommt, weil es immer wieder Ausschläge gibt im Sinne von, dass man eben dann doch die bestimmten Merkmale wieder haben will, das besonders Kleine, das besonders Bullige. Und für mich persönlich kommt, um das quasi in den Griff zu bekommen, kommt eigentlich nur ein Verbot von bestimmten Rassen infrage im Sinne von, dass man sich vielleicht auch einfach von manchen Rassen verabschieden muss.
Tanja:
[43:02] Ja, ich finde das, ich sehe es ähnlich schwierig wie du. Ich fände es auch sehr schön, wenn man, wenn man quasi Gesundheit mit einzüchten könnte. Aber ich glaube, es ist so ein bisschen naiv gedacht, wenn man sich anguckt, wie komplex doch Genetik auch ist. Und vor allem, wenn man sich anguckt, wie klein der Genpool halt einfach innerhalb der einzelnen Rassen schon ist. Und dass wir halt einfach so dieses menschliche Problem haben, dass wir einfach bestimmte Merkmale so toll und so süß finden. Und es sind leider meistens nicht die, die den Hund gesund machen. Und dann letzten Endes dreht man sich dann, glaube ich, so ein bisschen im Kreis. Ja, genau. Das geht mir da an der Stelle auch so. Du bist ja relativ aktiv auf Instagram etc. Wie siehst du denn Social Media in dem Zusammenhang? Weil ich sehe das immer wieder und es wird tatsächlich auch schon von der Familie angesprochen, die dann die Hunde so drollig fanden und so lustig fanden, den Mops und die französische Bulldogge und die Welpen sind ja so knuffig und so rund einfach. Ach, wow. Wie ist denn da deine Haltung? Weil ich kann mir vorstellen, das begegnet dir ja wahrscheinlich gerade auf Instagram auch sehr, wenn du so durch deinen Feed guckst.
Stephanie:
[44:14] Ja, also man sieht natürlich gerade, ich finde gerade bei französischem Bulldoggen, aber auch bei englischem Bulldoggen, man hat schon extrem viel Content, wo es nicht nur darum geht, dass man den Hund zeigt, weil meinen Hund sieht man bei mir auch, aber wo es wirklich sehr ins Süße, sehr ins Lächerliche gezogen wird. Es gibt ganz oft diese Videos, wo dann die französischen Bulldoggen in so Baby-Wippstühlen sitzen und dann quasi dann schlafen oder das bevorzugen. Da muss man sich aber mal überlegen, warum die das bevorzugen, weil es eine bestimmte Position ist, wo der Kopf eher hoch ist und die dann besser atmen können und eben nicht die ganze Zeit das Gefühl haben von Ersticken. Und ich finde, wenn man eine französische Bulldogge hat, ich finde es total okay, die zu zeigen. Ich glaube aber, es kommt darauf an, wie man das zeigt und dieses krasse Verherrlichen und Versüßlichen ist, finde ich, ja, finde ich tatsächlich nicht passend.
Stephanie:
[45:13] Und es wird halt auch ganz oft gar nicht, also nicht nur auf die gesundheitlichen Sachen nicht, aber auch so Verhaltensthemen, die französische Bulldoggen gerne mal haben, wird eigentlich auch überhaupt nicht eingegangen. Und ich kenne ganz viele Halter von französischen Bulldoggen, die zum Beispiel sagen, wo der Hund vielleicht Aggressionsverhalten zeigt oder wirklich Verhaltensprobleme, die dann sagen, ich fühle mich wie der einzige Mensch auf der Welt, wo die französische Bulldogge so komisch ist, weil zum Beispiel fast niemand darüber redet. Und wenn man sich mal mit anderen Personen unterhält, hat man sehr oft sehr, sehr, sehr ähnliche Verhaltensweisen, oft Ressourcenverteidigung, dieses schnelle nach vorne gehen, ganz oft auch ungehemmte Aggressionen. Nur wenn man auf Social Media immer nur sieht, wie Süß die in einem VIP-Stuhl wiegen und irgendwie den Masken ins Gesicht macht und diese andere Seite halt, da keiner drüber redet, dann verzehrt das natürlich extrem auch das Bild noch.
Tanja:
[46:04] Ja, genau, das ist halt leider das, was der Algorithmus rauspickt, ist halt leider das, was gern angeguckt wird. Und das sind halt die süßen Bilder und die wenigsten machen vermutlich von dem, wie du angesprochen hast, von dem ressourcenverteidigenden Verhalten oder von der Aggression lustige Videos. Das ist halt einfach, ja, passiert einfach nicht. Genau, und so fällt das unter den Tisch und wird dann entsprechend so ein bisschen verzerrt dargestellt. Ja, was hast du denn, ich frage dich nochmal konkret als quasi Betroffene, aber natürlich auch als Trainerin in dem Bereich, um Tipps für unsere Hörerschaft, was würdest du denn raten, wenn jemand anschaffungstechnisch in die Richtung von einem Hund tendiert, der vielleicht eine Qualzucht sein könnte? Was sind da deine Gedanken dazu?
Stephanie:
[46:52] Also ganz ehrlich wäre es wahrscheinlich, don’t do it. Also ich glaube, mit dem heutigen Wissen, klar, man kann natürlich auch über bestimmte Zucht verwenden und es gibt wahrscheinlich auch verantwortungsvollere Züchter. Ich kann aber tatsächlich eigentlich jedem nur abraten. Zum einen natürlich, weil man immer mit einer Anschaffung von Qualzuchten immer diese Zucht auch unterstützt und diese Rassen werden eben auch nicht gesünder dadurch, dass ein neuer Hund irgendwo einzieht. Und es ist natürlich auch einfach so, dass man sich so viel, ja, auch im Alltag so viele Themen einkauft, sei es jetzt die Gesundheit, seien es Verhaltensthemen, dass ich wirklich sage, also im Jahr 2025 sollte das keine Option sein. Was ich immer ein bisschen ausschließe, ist für mich tatsächlich jetzt zum Beispiel Tierschutzhunde, also Französische, Bulldoggen aus dem Tierheim oder sonstiges. Aber ich persönlich muss mich zum Beispiel immer stark mittlerweile zusammenreißen, wenn ich sehe, okay, jetzt holt man sich zum Beispiel doch nochmal einen Welpen, der in der Qualzucht angehört oder auch bestimmte Prominente, die bestimmte Qualzuchten dann auch bewerben, ohne auch was dazu zu sagen. Genau, also für mich ist es, ich kann einfach nur jedem davon abraten.
Tanja:
[48:10] Ich glaube, man kann da ganz deutlich an der Stelle nochmal festhalten, dass die Käufer, Käuferinnen solcher Hunde auf jeden Fall einen Beitrag dazu leisten, dass die Rassen und entsprechend kranke Hunde weiter existieren. Wenn wir jetzt mal Tierschutz, also Adoption von Tieren, die natürlich schon da sind, wenn man das mal ausschließt. Und ich glaube, da kann man einfach nur, wenn man sich für eine bestimmte Rasse entscheidet oder entscheiden möchte, einfach wirklich den Rat geben, sehr, sehr genau und sehr, sehr kritisch zu recherchieren, weil nicht alles so offensichtlich ist. Du hast es jetzt gerade schon am Beispiel von der französischen Bulldogge, glaube ich, sehr, sehr gut erläutert. Also es ist dann meistens auch nicht eine gesundheitliche Einschränkung, sondern es kann dann halt einfach ein ganzer Rucksack, ein ganzes Paket mit Problemen sein. Und ich glaube, da hilft wirklich einfach nur an der Stelle, Verantwortung zu übernehmen und zu sagen, okay, meine persönlichen Präferenzen stelle ich jetzt mal hinten an und ich wähle eine Rasse, die, ich sage jetzt mal in Anführungszeichen, gesünder ist oder vielleicht entsprechend aus dem Tierschutz ein Tier.
Tanja:
[49:18] Ja, genau. Du hast ja auch den Fall, dass du Leute hast, die zu dir ins Training kommen, die einen entsprechenden Hund haben. Was rätst du den Menschen, wenn das Tier da ist? Also abgeben ist ja, glaube ich, für keinen verantwortungsbewussten Hund eine Option. Und das macht ja auch das Problem nicht besser. Was sind denn deine Tipps als erfahrene Halterin in dem Bereich? Was können die? Besitzer, die Bezugspersonen tun?
Stephanie:
[49:47] Also was ich tatsächlich immer, immer, immer empfehle, ist ganz viel Vorsorge. Also wirklich auch auf Verdacht bestimmte Untersuchungen machen und quasi nicht erst darauf warten, dass der Bandscheibenvorfall da ist, sondern wirklich präventiv tätig werden. Ich versuche das aber auch immer relativ einfühlsam zu machen. Also ich möchte jetzt nicht irgendwie wie so eine Dampfwalze drüber gehen und sagen, das ist jetzt so und das muss auf jeden Fall gemacht werden. Was mir dann natürlich oft hilft, ist natürlich auch meine eigene Erfahrung. Also dadurch, dass ich ja mit der Rasse zusammenlebe und auch meine eigenen Erfahrungen gemacht habe, was die Gesundheit angeht oder auch Vorsorgeuntersuchungen und so weiter und so fort, glaube ich, hat man da so ein bisschen auch vielleicht eine gewisse Akzeptanz bei den Menschen. Und das führt dann auch oft dazu, dass die Menschen bereit sind, sich bestimmte Sachen anzuschauen, sei es jetzt Bewegungsapparat oder auch das ganze Thema Allergien, Magen, Darm und so weiter und so fort, sodass dann die Menschen wirklich offen sind. Und klar, das kann, habe ich ja auch gerade schon gesagt, man kann viel Vorsorge machen und trotzdem kann der Bandscheibenvorfall passieren, obwohl man ständig Füße macht und so weiter und so fort. Aber man kann für sich natürlich oder auch für den Hund das Risiko vielleicht ein bisschen minimieren und damit ist einem ja eigentlich schon geholfen. Und das versuche ich eigentlich immer allen mitzugeben und damit wächst natürlich auch so ein bisschen das Verständnis bei den meisten Menschen,
Stephanie:
[51:15] Dass vielleicht die Einstellung gegenüber der Rasse auch ein bisschen eine andere wird und dass sie vielleicht bei vielen Sachen auch mehr Verständnis dafür haben, warum sie sich verhalten, wie sie sich verhalten oder warum auch andere Hunde vielleicht anders auf den eigenen Hund reagieren, einfach wegen den ganzen körpersprachlichen Aspekten und so weiter und so fort. Aber genau da versuche ich immer drauf zu achten. Das schließt jetzt auch nicht nur bezogen auf Qualsuchten, aber natürlich gerade bei den Qualsuchten.
Tanja:
[51:47] Ich glaube, damit hast du ein sehr, sehr schönes Schlusswort schon gefunden für diese Folge. Also, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn euch die Folge gefallen hat, dann teilt die doch gerne auch weiter. Teilt die Folge, wenn euch das Thema am Herzen liegt. Ich glaube, man kann hier gar nicht genug Aufklärung leisten. Und wenn ihr euch jetzt fragt, wo ihr die Stephi findet, dann auf jeden Fall auf Social Media, auf Instagram als Frau Pfote. und ich verlinke auch noch mal die Frau Pfote-Website in den Shownotes. Das heißt, da könnt ihr euch auch noch mal über die Stephi ihre Arbeit bei Frau Pfote und den Henri noch mal ein bisschen ein Bild machen und informieren. Und ich glaube, wir beide wünschen uns auf jeden Fall, dass wir von dem Thema Qualzucht in Zukunft ein bisschen wegkommen, dass die Gesetzeslage entsprechend verschärft wird, um Krankheiten bei Hunden zu reduzieren, die durch solche Qualzuchtmerkmale entstehen. Und ja, ich wünsche mir auf jeden Fall in dem Fall mehr Menschen wie die Stephi, die zwar einen solchen Hund haben, aber die mit dem Thema einfach pragmatisch und aufklärend in die Welt gehen und das einfach anderen Menschen mitgeben, was die entsprechende Rasse so noch mit an Bord hat und da einfach zur Aufklärung beitragen. Das finde ich ganz fantastisch und bedanke mich aus dem Grund ganz, ganz herzlich bei dir, liebe Stephi.
Stephanie:
[53:17] Vielen Dank, dass ich da sein durfte und dass ich das Forum hatte, ein bisschen was zu erzählen. Und ja, vielleicht regt es ja den einen oder anderen nochmal zum Nachdenken an und freue mich über Feedback.
Tanja:
[53:30] Das tun wir beide und in diesem Sinne wünschen wir euch ganz, ganz viel Spaß beim Reflektieren und bedanken uns fürs Zuhören.
Stephanie:
[53:41] Danke!
Tanja:
[54:02] Das war Hunde weiterdenken. Wenn du gerne mehr von mir lesen möchtest, dann schau doch auf meinem Blog vorbei. Die Infos dazu findest du in den Shownotes. Ich freue mich außerdem, wenn ich dir schreiben darf. In meinem Newsletter gibt es nämlich regelmäßig weitere Einblicke in meinen Trainerinnenalltag und Inspirationen rund ums Thema Hund. Trag dich also gerne ein, den Link findest du auch unten in den Shownotes. Ich freue mich, wenn du beim nächsten Mal auch wieder mit dabei bist.