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So beeinflusst Gesundheit den Trainingserfolg

Die Gesundheit des Hundes hat großen Einfluss auf das Training und entscheidet in vielen Fällen sogar über Erfolg oder Misserfolg! Die Zusammenhänge erkläre ich in diesem Beitrag.

„Können wir so überhaupt trainieren?“
Diese Frage stellte mir neulich eine Kundin. Sie ist zum Verhaltenstraining bei mir, ihre Hündin Luna hat Probleme mit Artgenossen.

Das ist aber nicht Lunas einziges Problem:
Sie verträgt ihr Futter nicht gut und will an manchen Tagen gar nichts fressen. Seit dem letzten Wochenende ist es schlimmer geworden – Luna frisst draußen ständig Gras, schmatzt häufig und ist sehr unruhig.

Leider kein Einzelfall, und Frauchens Frage ist berechtigt:
Die Gesundheit des Hundes hat großen Einfluss auf das Training und entscheidet in vielen Fällen sogar über Erfolg oder Misserfolg!

👉 Die Zusammenhänge schauen wir uns deshalb in diesem Beitrag genauer an.


Schmerz & Psyche

Gesundheitliche Probleme – und seien sie auch noch so klein – gehen immer mit einem Unwohlsein einher, in vielen Fällen auch mit Schmerzen.

Als Menschen können wir das gut nachempfinden:
Wer Zahnschmerzen hat, wird vermutlich nicht gut gelaunt und für jeden Spaß zu haben sein. So geht es unseren Hunden auch.

Die Schmerzen werden zu einem andauernden Hintergrundstress für den Hund.

Wie sich das bei einem Hund zeigt, kann individuell sehr unterschiedlich sein:
👉 Manche reagieren mit Rückzug, andere werden plötzlich aggressiv.


3 häufige Gesundheitsprobleme

Es gibt einige Gesundheitsbaustellen, die mir in meiner Arbeit besonders häufig begegnen:

1. Probleme mit dem Bewegungsapparat
2. Magen-Darm-Probleme oder Probleme mit der Ernährung
3. Hautprobleme

Bewegungsapparat:
Spitzenreiter sind nach meiner Erfahrung Probleme mit dem Bewegungsapparat. Die Ausprägungen unterscheiden sich: Manche Hunde haben nur leichte Verspannungen, während andere offensichtlich humpeln.

Trotz teils intensiver Bemühungen der Hundehaltenden erlebe ich leider immer wieder, dass die Beschwerden von Tierärzten nicht ernst genommen werden, sofern kein eindeutiger Befund vorliegt.

Magen-Darm-Probleme:
Diese kenne ich aus persönlicher Erfahrung mit meiner Hündin gut und weiß daher genau, wie deutlich sich Bauchschmerzen auf das Verhalten eines Hundes auswirken können.

Auch hier ist der Leidensweg oft lang und erfordert meist mehrere Futterumstellungen und genaues Beobachten.

Hautprobleme:
Auch mit Hautproblemen habe ich schon leidvolle Erfahrungen machen dürfen.

Wer selbst schon einmal unter Juckreiz gelitten hat, wird es gut nachempfinden können:
Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren!

Betroffene Hunde neigen dazu, leicht reizbar (regelrecht „dünnhäutig“) zu sein und sich nicht gerne anfassen oder pflegen zu lassen.

Gerade bei Verhaltensproblemen ist deshalb eine schnelle Linderung wichtig – es empfiehlt sich oft der direkte Gang zum Spezialisten.


Keine Diagnose = kein Problem?

Viele Hunde sind wahre Meister darin, ihre Wehwehchen zu verstecken – gerade dann, wenn es zum Tierarzt geht!

Das betrifft vor allem Probleme am Bewegungsapparat.
👉 Je nach Typ beißen manche Hunde sprichwörtlich die Zähne zusammen, und Lahmheiten verschwinden in der Arztpraxis wie von Zauberhand.

Durch die Aufregung, den Stress und die Angst beim Tierarzt wird die Muskulatur angespannt.
Das macht eine Untersuchung und Diagnosestellung schwer.

Leider erlebe ich auch immer wieder, dass Hundehaltende nur wenige Informationen erhalten, wie sie ihren Hund unterstützen können.

Ist keine Operation möglich, bleibt meist die Gabe von Schmerzmitteln.
Was grundsätzlich richtig ist, sollte jedoch nicht das Ende der Unterstützung sein.

Gut ausgebildete Tierphysiotherapeut*innen und Ernährungsberater*innen können zusätzlich helfen.
Dadurch können Beschwerden nachhaltig gelindert werden

Doch auch im Alltag zeigen unsere Hunde spät, dass etwas nicht stimmt.

Hier ist eine genaue Beobachtung gefragt.
👉 Folgende Fragen können dir dabei helfen:

  • Frisst oder trinkt mein Hund mehr/weniger als sonst?
  • Sucht er andere Liegeplätze aus?
  • Wirkt er bei Begegnungen oder beim Spiel mit anderen Hunden eher ungehalten oder gereizt?
  • Reagiert er plötzlich bei alltäglichen Berührungen aggressiv oder fiept?
  • Zieht er sich zurück und hat an Aktivitäten weniger Freude?
  • Schmatzt er, schleckt den Boden ab, hat Schluckauf?
  • Schläft er mehr oder weniger als üblich?


Auswirkungen aufs Training

Warum genau äußere ich mich als Trainerin überhaupt zu diesem Thema?
Ganz einfach: Gesundheit und ein faires Hundetraining hängen untrennbar zusammen!

Ein Hund mit großen Schmerzen ist nicht fähig, ein Training sinnvoll zu verarbeiten und eine gute Lernerfahrung zu machen.

Ganz davon abgesehen, dass jedes Lebewesen an erster Stelle schmerzfrei sein sollte, bevor es zu einer Zusammenarbeit mit dem Menschen animiert wird, gibt es folgende Probleme zu beachten:

  • Das Training kann negativ wahrgenommen werden – Fehlverknüpfungen drohen, und das Training ist für den Hund kein positives Erlebnis mehr
  • Verringerte Lernleistung durch Hintergrundstress
  • Eingeschränkte Belohnungsmöglichkeiten (z. B. kein Spiel oder kein hochwertiges Futter möglich)
  • Einschränkungen bei der Wahl des Trainingssettings (bestimmte Bewegungen können nicht ausgeführt werden)


Was tun?

  • Kein Training bei akuten Beschwerden oder Schmerzen!
  • Trainerin über Probleme informieren, damit das Training angepasst werden kann
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
  • Hartnäckig bleiben, wenn keine Diagnose gestellt werden kann, der Hund aber weiterhin Probleme hat:
    👉 Zweitmeinung einholen, Physiotherapeut*innen oder Ernährungsberater*innen hinzuziehen

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